Kann ich das selbermachen? Das ist die erste Frage, die sich mir bei 99% aller Herausforderungen des Alltags stellt. Ich bin eine passionierte Selbermacherin. Selbermachen, DIY, Upcycling, Marmelade kochen, Kuchen backen – ich mache gerne alles Mögliche selbst. Davon lebt natürlich auch dieser Blog. DIY ist Trend, die Coronapandemie hat das noch verstärkt. Doch DIY hat auch eine dunkle Seite, und über die schreibe ich heute: Über den Zwang, alles selberzumachen, und dem DIY Stress, mit dem man sich selbst zum Opfer macht – gerade jetzt zur beginnenden Weihnachtszeit, wenn wir Mamas – in der Realität isses ja in den meisten Fällen so – auch noch die 3G vor der Brust haben: Geputzt, Gebacken, Geschmückt!
Die Crafting Linktipps – meine monatlichen Linktipps von und für Kreative – findest Du am Ende dieses Beitrags!
Ich lebe und liebe DIY. DIY gilt als die nachhaltigere Lebensweise und überhaupt unterstützt sie die Kreativität, hat den Ruf, sparsam zu sein und ist irgendwie das neue Yoga. Das kann doch nicht schlecht sein? Umso mehr brachte mich ein Radiobeitrag im WDR (unten verlinkt) ins Grübeln, bei dem es um den DIY-Zwang geht, dem wir alle und besonders wir Mütter ausgeliefert sind.
DIY rund ums Haus
Unser Haus ist aus dem Jahr 1967 und hat einen für heutige Verhältnisse recht großen Garten mit zwei Obstbäumen. Entsprechend viel ist hier andauernd zu tun. Wir haben hier schon einen Kellerraum ausgebaut und gedämmt, der dann zum Nähzimmer wurde. Demnächst wird ein weiterer Raum zum Home Office für meinen Mann.
Außer solchen größeren Projekten kommen viele kleinere dazu: Garderobe, Holzlager, Zaun, Auffahrt pflastern, Schrank im Kinderzimmer (der unter die Schräge passt, siehe Bild), Marmelade kochen, Kräuter trocknen, aus Kellerfundstücken neue Sachen bauen wie z.B. mein Schlittenregal und aktuell: Jalousien reparieren!
An dem Projekt Jalousien hat mein Mann sich erstmal selbst versucht und ist dann gescheitert. Da werden wir demnächst einen Fachmann kommen lassen. Auch die Kinderfahrräder habe ich neulich in die Reparatur gebracht, anstatt die platten Reifen selbst zu wechseln.
Ein bisschen tut es schon weh, wenn man solche Projekte an Fachleute abgibt: Einen Handwerker anzurufen bedeutet ja irgendwie auch, dass man selbst versagt hat.
“Das kannst Du doch selber machen!” – Wie ein Trend zum Imperativ geworden ist
DIY ist seit Beginn des 21. Jahrhunderts ein Trend, der sich durch alle Bereiche des Lebens zieht. Es ist irgendwie die neue Religion und gipfelt in teilweise absurden Life-Hack-Videos auf Social Media, die der erfolgreiche TikToker Khaby.Lame auf sehr amüsante Weise parodiert.
Das Geschäft mit DIY boomt: Baumärkte verzeichnen seit Jahren Rekordumsätze, und auch benachbarte Branchen wie Nähen, Basteln und Handarbeiten erfreuen sich wachsender Beliebtheit und hoher Umsätze. Pinterest, DIE Plattform für alle Heimwerker, Bastler und DIY-ler, hat mittlerweile 444 Mio. Nutzer weltweit!
“Das kann man doch selbermachen!” ist eine Lebenseinstellung für Viele geworden – ich nehme mich da selbst nicht aus; ich verdiene ja auch mit dem Verkauf meiner Nähanleitungen an genau diesem Trend.
Umso mehr schockt es mich dann, wenn ich erfahre, dass andere sich regelrecht genötigt zum DIY fühlen.
Wenn aus der Lebenseinstellung ein bedingungsloser Druck wächst…
Das Problem mit dem Selbermachen-Imperativ beginnt dann, wenn der Druck zu groß wird: “Das muss man doch selbst schaffen!”
Was hat mein Mann schon bei den Jalousien oder anderen Projekten geflucht!
Da passte was nicht, dann muss man kreativ werden. Dann fehlen die richtigen Schrauben und man fährt nochmal in den Baumarkt. Verletzt sich dann beim Hämmern. Am Ende passt es doch nicht.
Was hat man davon?
Der Daumen in Gips, eine hässliche Jalousie und man muss doch den Handwerker anrufen und sein Versagen beichten.
Auf Instagram und Pinterest sieht das immer so toll aus – warum bei einem selbst nicht? Schon letzten Monat habe ich über Glück und Instagram geschrieben, und dass Social Media einem doch oft das Gefühl gibt, nicht gut genug zu sein.
Im gelebten DIY-Wahnsinn um uns fühlen sich vor allem Mütter schlecht, wenn sie einen Kuchen mit einer Backmischung backen.
Als Mama muss man heutzutage einfach kreativ sein: Basteln, backen, nähen, Torten zaubern… und das alles neben Kindern, Haushalt und Arbeit! Gerade jetzt Richtung Weihnachten artet das manchmal ganz schön aus!
(Sorry übrigens, wenn ich an dieser Stelle die klassische Hausfrauenrolle zementiere: Ich erlebe es halt selbst so und beobachte es in meinem Umfeld noch immer vielfach so. Auch wenn mein Mann zum Beispiel echt viel macht und auch mal kocht und die Kinder betreut: Dadurch, dass er eben das größere Gehalt hat, ist er in seiner Arbeit deutlich mehr gebunden. So fällt mehr Betreuungs- und Haushaltsarbeit auf mich ab. Und selbst wenn es anders wäre: Ich glaube, Kuchen backen würde er nicht; er würde einen kaufen!)
Ganz ehrlich, auch als eine Mutter, die DIY liebt und damit Geld verdient: Man kann auch nein sagen! Ich weiß mittlerweile, wo meine Grenzen sind. Papierbasteln ist z.B. so etwas, was mir überhaupt keine Freude macht, (ich habe es probiert!). Ich backe gern, aber ich muss auch nicht aus jeder Geburtstagstorte eine Instagram-reife Supertorte backen.
Ich poste auch nicht alles auf Instagram, und ich suche mir DIY-Projekte selbst aus: Nach Lust und Laune!
Wenn also Jalousien, Wasserrohre oder Fahrräder kaputt gehen, rufe ich einen Handwerker. Dann muss ich nicht meine Zeit, Schweiß und Nerven für ein Projekt opfern, das mir im Grunde nicht liegt, und ich habe am Ende Anspruch auf Garantie.
DIY und Geld
“Wir hatten ja nichts.”
Meine Großeltern
Wie oft habe ich diesen Satz gehört!
Bei meinen Großeltern waren Selbstversorgung und Upcycling Überlebensskills! Mein Opa, ein gelernter Hufschmied, Jahrgang 1922, und später Werkzeugmacher, hatte eine Doppelgarage voller Werkzeug und rostiger Schrauben. Dazu einen Gemüsegarten, Hühner, Gewächshaus.
Meine Oma hat Marmelade, Rhabarber, Sauerkraut, Kirschen und vieles mehr aus eigener Ernte eingekocht. Natürlich haben sie Geld gespart, weil sie wirklich jedes Teil doppelt und dreifach verwendet und nichts weggeworfen haben!
Vieles davon habe ich irgendwie auch verinnerlicht, und mein Mann, dessen Eltern und Großeltern nach der Wende auch alles verloren haben, noch einmal mehr.
Ist das heute noch so?
Spart man Geld mit DIY? In dem bereits erwähnten Radiobeitrag und angesichts meines eigenen Nähzimmers mit drei Nähmaschinen, zwei Overlocks und einer Stickmaschine *hust* sowie einer “antiken” Nähmaschine als Deko *ähem* kann ich sagen: Nein, ich spare nicht zwangsläufig mit dem Selbernähen.
(Mein Mann übrigens auch nicht: Wir haben hier einen Keller und eine Garage voller Werkzeug, inklusive einer nicht gerade günstigen Marken-Kettensäge, die er vor Jahren im Angebot für um die 400€ gekauft hat. Gebraucht hat er sie seitdem so ca. 6-7 Mal?)
Wenn ich für die Kinder neue Klamotten kaufe, weil mir selbst die Zeit zum Nähen fehlt, stelle ich immer wieder fest, dass ich im Vergleich nicht so günstig selber nähen kann.
Selbermachen als Kitt einer kaputten Welt
Interessant fand ich in dem Radiobeitrag den Hinweis darauf, dass das Selbermachen und DIY in einer zerfaserten Lebens- und Arbeitswelt den Menschen Halt gibt.
Ich kann es für mich nur bestätigen, es ist seit jeher mein Credo:
Man macht etwas komplett von vorn bis zum Ende und hat am Ende etwas Fertiges in der Hand. In einer Welt, in der zunehmend digitalisiert wird, finde ich es wichtig, etwas wirklich in den Händen halten zu können.
Nur muss man sich von dem DIY Druck befreien, dass man alles selbermachen muss. Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr und fühle mich auch nicht mehr als Versagerin, wenn ich etwas nicht selbst reparieren kann. Ich bin froh, wenn ein Profi gewisse Arbeiten erledigt, dann habe ich zudem eine gewisse Garantieleistung.
Selbermachen und DIY sollen für mich – auch beruflich – vor allem Freude bringen. Nähen ist Ausdruck meiner Kreativität und Lebensfreude. Sobald ich ein schlechtes Gewissen bekomme, weil ich irgendwas nicht selber gemacht habe, stimmt etwas nicht.
Ich gestehe an dieser Stelle auch mal: Ich habe auch schon Kinderkostüme auf dem Kinderbasar gekauft, und das war völlig ok so.
Wie geht es Dir mit DIY? Ziehst Du da irgendwo eine Grenze oder machst Du alles selbst? Ich bin gespannt auf Deine Antworten!
Den Radiobeitrag vom WDR über DIY findest Du hier – viel Spaß beim Reinhören!
Crafting Linktipps
Mit Weihnachten stehen natürlich DIE Selbermach- und DIY-Wochen vor der Türe, und natürlich hat die Welt der DIY-Blogs wieder einiges zu bieten. Heute habe ich wegen des Hauptthemas Anleitungen aus vielen verschiedenen DIY-Bereichen dabei:
Bei Sew Simple findest Du eine schöne Nähanleitung für Sterne.
Bei Dreieckchen habe ich eine schöne Geschenkverpackungsidee mit Kartoffeldruck gefunden.
Ein Plätzchenrezept habe ich bei Ars pro Toto gefunden.
Bei Unterfreunden habe ich ein schönes Tutorial zum Beschriften von Kerzen gefunden – auch eine schöne, schnelle Handmade-Geschenkidee!
Auf meinem Mamablog Padermama habe ich schon vor Längerem das Buch “Familie Hyygelig” vorgestellt – da sind viele schöne Ideen und Anleitungen drin, wo ich mir welche als DIY-Adventskalender raussuche (so lange es nicht in Stress ausartet natürlich).
Damit gebe ich nun ab zum Freutag und wünsche Dir eine gute und harmonische Adventszeit! Bleib gesund!
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