Den eigenen Kindern nähen beibringen ist nicht unbedingt eine einfache Aufgabe. Mitunter führt es zu Streit und blanken Nerven. Damit das Nähen mit Kindern wirklich allen Spaß macht, ist die Wahl des Nähprojekts extrem wichtig. Eine Stifterolle nähen ist so ein Projekt. Stifterollen sind einfach zu nähen und die Kinder haben gleich ein schönes, selbst genähtes Teil, das sie auch gebrauchen können. Mehr über die psychologischen Vorteile dieses Projekts und natürlich die kostenlose Anleitung erfährst Du heute in diesem Blogartikel.
Inhalt
Nähen mit Kindern – Blogreihe
Nähen wird auch für meine Kinder immer wichtiger. Deshalb habe ich vor Kurzem diese Blogreihe zum Thema “Nähen mit Kindern” gestartet. Im ersten Teil ging es um den Kauf einer Kindernähmaschine, bzw. einer Nähmaschine für Kinder, denn eine Kindernähmaschine ist es bei uns nicht geworden.
Heute gibt es die erste, total anfängerfreundliche Nähanleitung, die ich mit den Kindern genäht habe: Eine Stifterolle!
Stifterollen zu nähen ist
1. total einfach und
2. haben die Kinder anschließend etwas, das sie auch behalten und verwenden können. Das steigert natürlich auch das Interesse am Nähen.
3. sortieren die Kinder idealerweise ihre ganzen Stifte weg und
4. kann man prima ein paar Stoffreste verbrauchen. (Weitere Stoffreste-Projekte findest Du übrigens hier.)
Psychologische Aspekte beim Nähen mit Kindern
Nähen mit Kindern sollte vom Schwierigkeits- und Spaßgrad so aufgebaut sein, dass die Kinder zunächst einmal schnelle Erfolge haben. Es geht nicht darum, dass das Ergebnis schön wird, sondern dass sie Freude am Nähen haben. (Das gilt meiner Ansicht nach auch für Erwachsene, die nähen lernen wollen.)
Das heißt natürlich für uns Erwachsene, dass wir uns mitunter in Geduld üben müssen, vor allem, wenn der erste Wutausbruch wegen einer falschen Naht ansteht.
Meine Kinder würden gern schon alles Mögliche nähen, aber die Basics müssen ja auch erst einmal sitzen. Basics, das sind gerade Nähte, Knöpfe, Reißverschluss usw.. Das bringt womöglich nicht direkt so den Spaß, denn sollte ein Nähprojekt nicht zu lange dauern.
Was Kindern gerade am Anfang auch nicht soviel Spaß macht (zumindest meinen), ist der Zuschnitt. Ich bin da inzwischen zu über gegangen, dass ich den Zuschnitt vorbereite, damit sie direkt loslegen können. Das bedeutet aber auch, dass man im Vorfeld bespricht, was und wann genäht wird. (Ein bisschen Disziplin gehört eben zum Nähen auch dazu.)
Was ich auch mache: Ich bereite den Tisch in der Küche vor, baue da die Nähmaschinen und das Zubehör usw. auf. Allein wegen dieses Aufwands muss man sich da vorher schon Zeit einplanen und auch mit den Kindern absprechen.
Stifterolle nähen: Das lernen die Kinder bei diesem Nähprojekt
Das heutige Projekt, die Stifterolle, hat nur gerade Nähte. Man lernt also den einfachsten Stich der Nähmaschine kennen und hat am Ende ein praktisches Etui. Die einzige Herausforderung (für die Nerven) ist der Knopf. Ich persönlich finde aber, dass “einen Knopf annähen” ein so essentiell wichtiger Grundskill für’s Leben ist, dass man das mal in seinem Leben gemacht haben sollte. Das können und sollten auch Kinder schon lernen.
Ich gestehe, dass ich da in der Vergangenheit auch eher knopffaul war und eher auf Druckknöpfe zum Reindrücken zurückgegriffen habe, aber mittlerweile mag ich Knöpfe (und Knopflöcher) gern. Ein Knopfloch wird bei dieser Anleitung nicht genäht, keine Angst ;).
So, also gelernt wird in dieser Anleitung:
- gerade Nähte mit der Nähmaschine nähen
- Knopf (von Hand oder mit Maschine) annähen
Dann kann es losgehen!
Zutaten und Zubehör
Stoffreste aus Webware kannst Du hier gut verarbeiten. Wenn Du keine Stoffreste hast, weil Du gerade erst mit dem Nähen anfängst, empfehle ich gern die Patchwork-Pakete von Buttinette*. Die sind farblich gut abgestimmt, gut zu verarbeiten und von der Menge her erst einmal genug, um ein paar kleinere Nähprojekte damit zu realisieren.
Außerdem brauchst Du einen Knopf und ein Stück Kordel oder Gummi für den Verschluss sowie eventuell ein Stück Volumenvlies 3-4mm dick (kann man auch weglassen).
Für den Zuschnitt empfehle ich dann außerdem standardmäßig einen Rollschneider*, Lineal* und Schneidematte*. Falls du die noch nicht besitzt: Die Anschaffung lässt einen erst einmal schlucken, aber sie lohnt sich wirklich – ich habe meine Sachen fast täglich im Einsatz – ich schneide ja auch Bündchen mit Lineal und Rollschneider zu. Rollschneider, Lineal und Schneidematte sind für mich genauso Grundausstattung wie die Nähmaschine.
Zuschnitt
Du brauchst 4 Stoffrechtecke mit diesen Maßen:
2 Rechtecke à ca. 45cm x 30cm
1x 45cm x 20cm und
1x 45cm x 10cm
Die beiden letzteren bügelst Du einmal, indem Du sie zur Mitte entlang der Längsseite einschlägst – siehe Bild!
Zusätzlich kannst Du ein Volumenvlies auf einen der großen Zuschnitte bügeln. Dadurch erhält die Stifterolle dann mehr Stand. Du kannst das aber auch weglassen.
Hinweis: Nach der hier vorgestellten Anleitung kannst Du auch ein Stiftemäppchen für die Wachsmalblöcke an der Waldorfschule nähen. Du musst dann die Maße der Stiftekammern und die Höhe der beiden kleineren Zuschnitte entsprechend anpassen. Die Stifterolle muss dann nicht 30cm hoch werden.
Stifterolle nähen – Anleitung
Zunächst werden die beiden kleineren Zuschnitte 45cm x 20cm und 45cm x 10cm längs zur Mitte hin gebügelt, sodass die linken Stoffseiten innen liegen. Platziere beide dann, jeweils mit den offenen Kanten nach außen, auf den Zuschnitt 45cm x 30cm oben und unten.
Der untere Stoffstreifen wird der Stiftehalter, der obere ist der Rausfallschutz. Du kannst ihn weglassen, aber im täglichen Gebrauch hat der sich bewährt. Da er auch nicht viel zusätzliche Arbeit macht, würde ich ihn unbedingt mit einnähen!
Auf dem nächsten Bild sieht man das nochmal besser im Detail. Steppe dann das obere Stoffstück innerhalb der Nahtzugabe mit einem Geradstich fest. Dasselbe machst Du unten, allerdings nähst Du hier noch die einzelnen Kammern für die Stifte. Ich habe rote Linien eingezeichnet zur besseren Übersicht ;).
Ich steppe immer so 1,5cm-2cm breite Stiftekammern. Wenn Du breitere Stifte hast, wie z.B. Textmarker oder die Farbblöcke der Waldorfschule, musst Du entsprechend breitere Kammern absteppen. Miss die Stiftbreite aus und gib noch etwas Zugabe, damit er auch wirklich in die Kammer passt.
Als nächstes kümmern wir uns um den Verschluss. Nähe ein kurzes Gummi (das ist hier tatsächlich ein Haargummi, wo ich das Metallding rausgeschnitten habe), wie auf dem nächsten Bild zu sehen, innerhalb der Nahtzugabe an die rechte Seite mittig auf den Stoff.
Lege dann einmal beide große Zuschnitte aufeinander und rolle sie ein. Markiere Dir die Stelle auf dem späteren Außenstoff, wo der Knopf angebracht werden soll. Mach es nicht zu eng. Wenn Du dicke Stifte in der Rolle hast, bekommst Du sie später sonst nicht zu.
Nähe dann den Knopf an – entweder per Hand oder, falls Deine Maschine das kann (moderne können es meistens!), mit dem Knopf-Annähstich. So sieht das bei meiner Maschine aus:
Tipp beim Nähen mit Kindern: Wenn Du die Stifterolle mit Kindern nähst, empfehle ich, dass sie selber den Knopf per Hand annähen. Das ist eine gute feinmotorische Übung und fördert auch die Beziehung der Kindern zum Nähen selbst. Ich habe auch erst gedacht, ich müsste die Knöpfe annähen, weil es sonst Geschrei gäbe, aber tatsächlich wollten meine Kinder beide so richtig von Hand nähen!
Bevor hier aber Theater losgeht, biete es Deinem Kind einfach an, dass Du beim Knopf hilfst. Nähen soll ja Spaß machen und nicht gleich beim ersten Projekt in Tränen enden ;).
Wir nähern uns bereits dem Ende: Lege die beiden großen Zuschnitte rechts auf rechts aufeinander und steppe sie rundherum mit Ausnahme einer Wendeöffnung ab. Die Nahtzugabe kannst Du kürzen und zusätzlich die Ecken wie auf dem übernächsten Bild im 45°-Winkel abschrägen – das macht gewendet dann schönere Ecken :).
Wende nun durch die Wendeöffnung und steppe noch einmal rundherum ab. Dadurch wird die Wendeöffnung geschlossen.
Fertig :).
Fazit
Ich hoffe, Dein Nähnachmittag mit Kindern wird ein Erfolg! Meiner war es – meine Kinder haben ganz fleißig und trotz einmal Auftrennen ihre Stifterollen genäht und haben die seitdem auch täglich mit in der Schule.
Welcher Erfahrung hast Du beim Nähen mit Kindern gemacht? Erzähl mir gern in den Kommentaren davon! Außerdem freue ich mich natürlich, wenn Du den Beitrag teilst oder Dich für meinen Newsletter einträgst – herzlichen Dank!
Ich gebe nun ab zum Freutag, Creativsalat, Kinder-Allerlei, Froh und Kreativ und zu HoT und wünsche Dir ein schönes Wochenende!
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TOLLE IDEE
wünsch da no an feinen ABEND
bis bald de BIRGIT
Ganz herzlichen Dank liebe Birgit!
Lieber Gruß, Sonja
Das ist ja eine sehr schöne Idee. Vielen Dank für die ausführliche Anleitung.
Liebe Grüße
Anne
Hallo Anne,
bitte gerne! Danke für Deinen Besuch und Kommentar hier :).
Lieber Gruß,
Sonja
Hallo Sonja,
ein toller Newsletter heute, auch mit Sicht auf das Heranbringen ans Nähen für deine Kids.
Ich kann mich erinnern, dass ich mich bei meiner Mutter (gelernte Näherin) immer verdrückt habe, wenn es ums Nähen ging – und meinen vier Geschwistern ging es, glaube ich, nicht anders, das machte sie immer auch ein wenig traurig.
Vielleicht lags auch daran, dass meine Mutter im Nähzimmer (jep, ein ganzes Zimmer voller Nähzutaten, einem großen Tisch, etc. pp. …) auch immer gebügelt hat :-).
Aber es gibt auch positive Erinnerungen: Die ganze Kindheit über hatten wir die schönsten Kleider. Wir konnten ganz lange (bis meine Mutter so um die 70 Jahre alt war) mit allen Ausbesserungsarbeiten, nicht fertig bekommenen Geburtsgeschenken (Krabbeldecke ordentlich steppen), neuen Reißverschluss einnähen usw. zu ihr kommen, dass vermisse ich doch sehr. Und: Sie hat für uns drei Mädchen mit viel Liebe großartige Hochzeitskleider (nach jeweiligem Wunsch) genäht und für die Enkelinnen hübsche Kleidchen.
Heute also eine Reise in die Vergangenheit für mich, vielen Dank dafür.
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende,
für alle, die schon Ferien haben: erholt euch, verletzt euch nicht
und schafft für alle schöne Erinnerungen.
VG
Tina