Letzte Woche habe ich bereits eine Anleitung zum Nähen einer Gewichtsdecke vorgestellt. Ich habe dort angekündigt, dass es auch einfacher geht. Diese Methode stelle ich heute vor. Auch wenn dies dein allerallererstes Nähprojekt sein sollte, verspreche ich dir: Auch du kannst mit meiner Anleitung eine Gewichtsdecken einfach selber machen! Die Nähanleitung gehört nämlich auch in die Reihe “Nähen für Faule”, und die zeichnet sich dadurch aus, dass sie super einfach zu nähen ist UND am Ende auf jeden Fall gelingt. Die Gewichtsdecke kannst du übrigens auch aus einer alten Bettdecke einfach selber machen – also fast ohne Nähen! Für dieses Projekt “Gewichtsdecke nähen” unterstützt mich wieder SULKY® by Gunold® – vielen Dank!
Die Nähen-für-Faule-Methode
Vielleicht bist du heute zum ersten Mal hier gelandet (soll ja vorkommen) und hast es nun gleich mit der Gewichtsdecke zu tun? Deshalb stelle ich einmal kurz meine Nähen-für-Faule-Methode vor: Inzwischen wird der Begriff “Nähen für Faule” sogar bei Google eingegeben, was mich doch ein bisschen freut. Schon in meinen ersten Anleitungen habe Wert darauf gelegt, dass du meine Nähanleitungen mit nur geringem Aufwand nachnähen kannst und den maximalen Erfolg erreichst! In dieser Reihe sind z.B. das Utensilo aus einem Stück, die Buchtasche aus einem Stück und natürlich das berühmte Sternkörbchen entstanden.
Nähen muss nicht kompliziert sein! In der Reihe “Nähen für Faule” zeige ich, wie einfach es gehen kann, und wie schön und wandelbar die Ergebnisse sein können. Alle Nähanleitungen der Reihe findest du hier.
Wichtige Vorbemerkungen
Zu den Anwendungsgebieten der Gewichtsdecke (sie ist auch unter dem Namen “Therapiedecke” bekannt) habe ich letzte Woche schon sehr viel geschrieben. All das gilt auch für diese Decke, und ich möchte folgenden Punkt wiederholen:
WICHTIG: Ich zeige dir hier nur, wie du eine Gewichtsdecke selber machen kannst. Warum du eine Gewichtsdecke nähst und ob es ratsam ist wegen einer eventuellen Diagnose vorher mit einem Arzt zu sprechen, liegt in deiner Verantwortung! Ich bin keine Ärztin oder Heilpraktikerin. Ein Heilsversprechen gibt es deshalb selbstverständlich auch nicht. Ich verlasse mich darauf, dass du weißt, was du tust und ggfs. mit einem Arzt über die Anwendung sprichst.
Außerdem, falls du die Gewichtsdecke für deine Kinder nähen willst: Achte darauf, dass Kopf und Hals nicht bedeckt sind, und dass das Gewicht nicht zu schwer ist. Wie schwer die Gewichtsdecke wird, entscheidest du selbst: Die Decke sollte maximal 10% des Körpergewichts wiegen. Die Decke, die ich heute vorstelle, wiegt 2,5kg.
Zutaten und Material
Um die Gewichtsdecke zu nähen benötigst du neben deiner Nähmaschine, Bügeleisen und den üblichen Nähutensilien wie Schneidematte, Rollschneider, Schneiderkreide oder Stoffmalstift usw., optional eine Stickmaschine und Garne von SULKY® by Gunold® für die Zier- und Quiltstiche.
Wer etwas applizieren will, kann gut auf das Thermofix von SULKY® by Gunold® zurückgreifen. Ein Projekt dieser Größe bietet sich sehr zum Applizieren an. Wie das geht, habe ich z.B. ausführlich in dem Freebook “Joelle – Mädchenhandtasche” beschrieben. Ich habe bei dieser Decke natürlich was gestickt, die Stickdatei für das niedliche Krönchen gibt es auch bei SULKY® by Gunold.
Vernäht habe ich einen einfachen Webware-Stoff. Du kannst hier auch eine alte Bettwäsche upcyceln – dann wird es fast eine “Gewichtsdecke ohne nähen”. Als Füllung habe ich wieder die Polypropylen-Perlen* genommen, wieder aus den im letzten Beitrag genannten Gründen: So ist die Gewichtsdecke auch waschbar. Bei den natürlichen Alternativen geht das leider nicht. Alternativ kannst du es mit Linsen oder Reis versuchen – die Decke ist dann halt nicht waschbar! Ich würde in dem Fall einen extra Bezug nähen oder die Decke gleich auf ein Bettwäsche-Maß nähen, damit du einen gekauften Bettwäsche-Bezug verwenden kannst ;). Mit meiner Anleitung kannst du das Maß beliebig anpassen.
Zuschnitt
Der Zuschnitt ist an sich simpel – du musst dir nur überlegen, wie groß deine Gewichtsdecke werden soll. Meine sollte ca. 70cm x 110cm werden. Ich habe den Stoff also mit großzügiger Nahtzugabe in 75cm Breite und 225cm Länge zugeschnitten, das ließ sich gut rechnen und gut schneiden.
Hinweis: Falls du eine kuschelige Unterseite haben willst wie bei der anderen Decke, kannst du für Ober- und Unterseite je ein eigenes Stoffstück in 75cm x 115cm zuschneiden. Als kuschelige Unterseite bieten sich Microfleece oder Fleece an – du kannst auch eine Wolldecke nehmen. Die Decke wird dann insgesamt noch etwas schwerer.
Wenn du eine Bettwäsche upcycelst, musst du überhaupt nichts zuschneiden.
Anleitung: Gewichtsdecke selber machen
Der Stoff wird zunächst doppelt gelegt, sodass du an der kurzen Seite einen Stoffbruch hast. Das ist dann schon ungefähr die Größe der späteren Decke. Wenn du mit zwei verschiedenen Stoffstücken arbeitest, wird eine kurze Seite rechts auf rechts (also schöne Seite auf schöne Seite) zuerst geschlossen.
Wenn deine zukünftige Decke so vor dir liegt, kannst du jetzt nach Herzenslust sticken oder applizieren. Bei einem großflächigen Projekt wie diesem kannst du dich richtig austoben. Es gilt nur eins zu bedenken: Durch die späteren Steppnähte ergeben sich viele kleine Kästchen – du solltest also vorher genau überlegen, wo du was platzierst.
Ich habe meiner kleinen Prinzessin (die Kleine ist gerade voll in dieser Phase) ein verspieltes Krönchen aufgestickt, das sich im dazugehörigen Kissen wiederholt. Die Stickdatei ist von SULKY® by Gunold®, ebenso das schöne Stickgarn. Ich habe zuerst einen Probestick gemacht und probegelegt.
Wenn du keine Stickmaschine besitzt, kannst du alternativ auch etwas applizieren. Eine ausführliche Beschreibung wie das geht, findest du z.B. in meinem Freebook “Joelle”, der Mädchenhandtasche, die ich im vergangenen Jahr ebenfalls in Zusammenarbeit mit SULKY® by Gunold® entworfen habe. Ich verwende zum Applizieren das Thermofix von SULKY® by Gunold® – das kommt auf einer praktischen Rolle. Das finde ich sehr handlich und gut zu verarbeiten im Gegensatz zu anderen Herstellern.
Als nächstes schließt du die beiden offenen Längsseiten (es sei denn, du nimmst eine Bettwäsche), und wendest den so entstandenen Sack auf die schöne Seite. Ich habe dann die Außenkanten mit einem Zierstich abgesteppt. Vorsicht: An der offenen Seite sollte der Zierstich erst 2cm unterhalb der Kante anfangen, weil wir hier ja später noch nach innen schlagen und absteppen.
Die Linien für die Steppnähte hast du ja bereits eingezeichnet. Wenn nicht, ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Anschließend steppst du die langen Linien parallel zu den geschlossenen Seiten ab. Du erhältst so mehrere Tunnel. Anschließend zeichnest du die Quernähte ein. Bevor du sie aber absteppst, musst du sie befüllen ;).
Jetzt starten wir mit dem Befüllen! Dazu müssen wir erst ein kleines Bisschen rechnen!
Wieviele Kästchen wirst du insgesamt haben und wie schwer soll die Decke werden? Teile das Gesamtgewicht durch die Anzahl der Kästchen und fülle immer die Kügelchen in jeden Tunnel. Anschließend steppst du die erste Quernaht. Das geht so lange, bis du oben die letzte Reihe befüllt hast. Wenn die Kästchen sehr prall gefüllt sind, kann es hilfreich sein ein Reißverschlussfüßchen zu verwenden. In meinem Fall waren es nur 50g pro Kästchen – das ließ sich gut verarbeiten.
Wenn die letzte Reihe befüllt ist, schlägst du den oberen Rand 2x ein. Es ist hilfreich vor dem Befüllen der letzten Reihe ie eingeschlagene, offene Kante vorzubügeln. Stecke sie fest und schließe dann die Öffnung mit deinem Zierstich. FERTIG!
Passendes Kissen zur Gewichtsdecke und weitere Nähideen für’s Kinderzimmer
Ich habe zu der selbst genähten Gewichtsdecke noch ein Kissen genäht. Die Anleitung dafür ist auch von mir – es ist auch ein Kissen nach der Nähen-für-Faule-Methode, nämlich das Kissen aus einem Stück. Wenn du Nähanfängerin bist und nach dem erfolgreichen Gewichtsdecken-Projekt an der Nadel hängst, kann ich dir sehr das Kissen für Faule als nächstes Projekt empfehlen: Da verlierst du nämlich die Angst vor dem Reißverschluss :).
Weitere Nähideen für Kissen habe ich hier vorgestellt. Passend dazu kannst Du außerdem noch eine Bettschlange nähen.
Bei meinem Kissen hier habe ich lediglich zur Verzierung gestickt statt appliziert – ansonsten ist die Anleitung dieselbe!
Damit verabschiede ich mich nun und verlinke noch mit dem Creadienstag, HoT und DienstagsDinge.
Sponsored Post – Dieser Beitrag ist in freundlicher Zusammenarbeit mit SULKY® by Gunold® entstanden. Ich bedanke mich für die erneut kreative und schöne Zusammenarbeit! Mehr zu Werbung auf diesem Blog erfährst du auf meiner Transparenzseite.
Hallo Sonja,
danke für die einfache Anleitung! Ich möchte es gleich mit einem großen Exemplar für Erwachsene versuchen. Dazu würde ich einen großen Bezug benutzen und möglichst kleine Kammern nähen (ca. 8cm), da die feine Steppung einer teuren fertig kaufbaren Gewichtsdecke sehr positiv bewertet wird. Bin sehr gespannt, ob das alles so klappt…
Ich mag Naturmaterialien (und unsere Waschmaschine packt die geplanten 8-9 kg sowieso nicht).
Hast du Erfahrung mit Rapssamen als Füllmaterial? Ich kenne sie von Körnerkissen und frage mich, ob sie sich nicht auch für die Gewichtsdecke eignen. Noch dazu ist Rapssaat in der Größenordnung deutlich günstiger als andere Materialien, ich käme bspw. mit dem sonst bevorzugten Glasgranulat allein mit der Füllung schon auf gut 100 € (10 kg Raps habe ich im Internet hingegen für <20€ entdeckt).
Ich überlege noch, wie man die Decke in einem Überzug befestigen kann. Da mein Exemplar nicht waschbar sein wird, soll es noch einen Bezug erhalten. Da habe ich aber die Befürchtung, dass die Gewichtsdecke innerhalb des Bezuges verrutscht. Hast du hierfür eine Idee für "Faule und Einsteiger"? Vielleicht Schlaufen einnähen, um Gewichtsdecke & Bezug zu verknoten?
Viele Grüße
Hannah
Hallo Hannah,
ich wüsste nicht, was gegen Rapssamen spricht. Ich kenne die auch mehr von Körnerkissen, aber das geht hier sicher aus :), wenn Du nicht irgendwie allergisch bist – da muss man ja heutzutage doch sehr drauf achten. Dein Plan klingt gut – bei einer so schweren Decke würde ich auch kleine Kammern nähen.
Damit die Decke nicht im Bezug verrutscht, kannst sie vielleicht mithilfe von KamSnaps fixieren? Das ist glaub ich schneller gemacht als Schlaufen einzunähen, was für die Ränder aber auch geht. Ich würde aber auf der gesteppten Decke an ein paar Stellen die Knöpfe setzen und das Gegenstück dann im Bezug. Da dürfte dann nichts mehr rutschen :).
Viel Spaß beim Nähen!
Lieber Gruß,
Sonja
Hallo nochmal,
hier mein Fazit: Meine (fast) 10kg-Decke ist gut gelungen. Rapssamen sind prima, Allergieproblem haben wir keines. Letztlich ist es ja nur ein sehr großes Körnerkissen 😉
Ich habe einen vorhandenen Bezug in 155x220cm verwendet. In diesen habe ich 5x10cm-Kammern genäht: In der langen Richtung 5cm, d.h. 31 “Schläuche”, in die dann je Reihe exakt 1 Kaffeedosierlöffel voll Rapssamen gefüllt wurde (mit einem Trichter). Die Quernähte habe ich dann alle 10cm gemacht, aber nur 21 Reihen. Wer rechnen kann: Das sind ca. 14 g Samen je Kammer, 651 Kammern. Man ist da eine Weile beschäftigt, vor allem das Zustecken ist nicht zu unterschätzen 😉 Ich kann empfehlen, das Einfüllen zu zweit zu machen, das geht deutlich schneller.
Die Decke habe ich dann mit einem normalen Bezug überzogen. Sie wird nur gelegentlich benutzt und dann auch über der normalen Bettdecke, deshalb reicht mir das erstmal, den Bezug wechseln und waschen zu können, denn die Rapssamen sind nicht waschbar. Es klappt auch ohne Befestigung im Bezug ganz prima, nichts rutscht. Die KamSnaps braucht es gar nicht.
Vielen Dank nochmal für die Anleitung!
Hallo Hannah,
oh, das klingt nach einer tollen Decke! Danke für Deinen Erfahrungsbericht hier, das hilft anderen bestimmt auch weiter :).
Lieber Gruß,
Sonja
Hallo,
ich möchte gerne wissen, wieviel Füllung man braucht und wie viel die Decke insgesamt wiegt. Liebe Grüße, doro
Hallo Doro,
das kannst Du selbst festlegen. Als Faustregel gilt: 10% des Körpergewichts. Bei Kindern würde ich weniger nehmen. Diese Decke wiegt knapp 3kg und ist schon sehr schwer. Die grüne Decke, die ich gemacht habe, wiegt 1,2kg und ist für ein kleines Kind absolut ausreichend!
Ich würde also überlegen: Wie schwer willst Du sie haben? Wenn Du z.B. 60kg wiegst, dann mach sie maximal 6kg schwer. Falls Du sie mal irgendwann waschen willst, soll es ja auch die Maschine nicht aus dem Schleudergang werfen :].
Diese 6kg würde ich dann gleichmäßig auf die Decke verteilen und entsprechend viele Kammern nähen, z.B. jede Kammer mit 50g oder 100g Füllung befüllen. Bei 100g pro Kammer bräuchtest du 60 Kammern (10×6), bei 50g pro Kammer 120.
Viel Spaß beim Nähen!
Sonja