Die heutige Nähanleitung ist etwas Besonderes, denn ich zeige dir nicht einfach nur, wie du einen Kulturbeutel (zum Aufhängen) nähen kannst, sondern auch, wie ich ihn konstruiert habe. Das ist viel leichter, als es jetzt erstmal klingt! Mit meiner Anleitung kannst du dir dann selber ein Schnittmuster erstellen und dir eine Kulturtasche nach deinen eigenen Wünschen nähen! Deshalb gibt es für die heutige Anleitung auch kein Schnittmuster in dem Sinne, sondern mehr die Hilfe zur Selbsthilfe. Und ich bin schon sehr gespannt, ob dich das weiterbringt und was du daraus zauberst! Fertig?
Nähen für den Urlaub: Kulturbeutel für Kinder
Die Ursprungsidee hinter dem Kulturbeutel zum Aufhängen war, dass ich eine kleine Kulturtasche für Kinder nähen wollte, in der Zahnbürste und Zahnpasta Platz haben. Ich wollte sie gern zum Aufhängen nähen, weil ich das sehr praktisch finde (speziell beim Camping, aber auch in einer Ferienwohnung – über unsere Familienreisen erfährst du mehr auf meinem Mamablog).
Es ist dann nach einigen Überlegungen das vorliegende Modell in Zusammenarbeit mit dem Nähkaufhaus entstanden, wo ich bevorzugt mein Zubehör und Zutaten zum Nähen von Taschen bestelle. Vielen Dank an dieser Stelle für die Unterstützung!
Schnittmuster selber erstellen
Nachdem ich in den letzten Monaten viel Kinderkleidung aus Jersey genäht habe, kehre ich mit dieser Anleitung zu meinen Wurzeln – Taschen – zurück. Wenn man ein paar Taschen genäht hat, kommen ganz schnell eigene Ideen und der Wunsch selbst eine Tasche zu konstruieren. Zumindest bei mir war das immer so. Bei diesem Kulturbeutel für Kinder machen wir es mal nicht zu kompliziert: Die Grundlage ist ein DIN A 4-Blatt. Hier habe ich ein bisschen abgemessen und eingezeichnet. Das sah dann ungefähr so aus:
Du kannst bei deiner eigenen Tasche diese Maße übernehmen oder dir etwas ganz eigenes konstruieren. DIN A 4 fand ich zum Zeigen recht praktisch, und für einen Hänge-Kulturbeutel für Kinder reicht die Größe auch noch. Bei einer Kulturtasche für eine Erwachsene würde ich breiter werden, sonst passt die Zahnbürste nicht rein. (Natürlich kannst du auch was ganz anderes nähen – ein Stifteetui zum Beispiel, oder ein Reiseetui ähnlich wie das hier…)
Mir ist immer ganz wichtig, dass bei solchen Konstruktionen nichts herausfallen kann, daher hat die Kulturtasche ein Innenfach mit Reißverschluss. Wenn du dich da nicht rantraust, kannst du das natürlich anders machen, z. B. nur ein aufgesetztes Innenfach, das du mit einem Knopf schließen kannst.
Zutaten und Zubehör
Wenn du dein Schnittmuster fertig hast, kann es schon mit dem Zuschnitt losgehen! Für ein Täschchen dieser Art brauchst du:
- 1 Stück Außenstoff (bei mir eine alte Jeans)
- 1 Stück Baumwollstoff für die Innenseite
- 1 kleines Stück Wachstuch für das Zahnbürsten-Innenfach
- 1 Stück Baumwollstoff für ein weiteres Innenfach
- Bügel-Volumenvlies als Einlage zum Wattieren, damit das Täschchen etwas mehr Stand hat.
- 1 Endlos-Reißverschluss oder 20cm Reißverschluss (ich bevorzuge Endlos-Reißverschlüsse, weil die im Einkauf deutlich günstiger sind)
- 1 Stück Kordel oder Paracord (ich steh auf Paracord) – es sollte lang genug sein, dass du das Täschchen damit verschließen kannst
- 1-2 Ösen mit 11mm Innendurchmesser (damit man die Tasche an einen handelsüblichen Handtuchhaken hängen kann)
Außerdem brauchst du das übliche Nähwerkzeug wie Rollschneider, Lineal und Schneidematte – bekommst du alles auch im Nähkaufhaus, falls du noch keine hast.
Kulturbeutel nähen
Nun starten wir mit dem Nähen! Zuerst bügelst du das Volumenvlies auf die Rückseite des Baumwollstoffes, der später innen liegen soll. Anschließend habe ich mir mit einem Stoffmarker auf dem Baumwollstoff markiert, wo er später gefaltet wird und wo das Innenfach mit Reißverschluss liegen soll.
Nun kommt schon das Reißverschluss-Innenfach! Aber keine Angst, das schaffen wir! Zunächst legst du das Wachstuch mit der schönen Seite nach unten auf den Baumwollstoff und steppst ein schmales Rechteck ab – das wird der Schlitz für den Reißverschluss. Anschließend schneidest du mittig ein. Zu den Ecken schneidest du Y-förmig ein und wendest im Anschluss das Wachstuch durch den Schlitz.
Jetzt hinterlegst du den Reißverschluss. Wenn du einen Endlos-Reißverschluss verwendest, musst du den Schieber erst auffädeln. Dazu trennst du zunächst die beiden Reißverschlussteile und schneidest einen unten schräg ein (etwa 45°-Winkel). Dann fädelst du den Schieber erst auf die eine Seite und steckst dann die angeschnittene Seite ein. Das funktioniert bei mir immer wunderbar. Wenn es vielleicht nicht geht, hast du eventuell den Schieber falschrum (ist mir auch schon passiert…). Wenn du deinen Endlos-Reißverschluss im Nähkaufhaus bestellst, schicken sie normalerweise immer eine Karte mit, auf der das auch nochmal gezeigt wird :). Außerdem gibt’s immer Gummibärchen.
Den Reißverschluss legst du nun unter den Schlitz und steckst ihn fest. Alternativ kannst du auch Stylefix verwenden, das ist ein dünnes Klebeband zum Fixieren von Reißverschlüssen – sehr nützlich bei kniffligen Stellen. An der Nähmaschine kannst du schon den Reißverschlussfuß anbauen. Nun steppst du den Reißverschluss von oben rundherum ab.
Wenn der Reißverschluss festgenäht ist, schlage das Wachstuch nach oben – du erhältst eine kleine Tasche. Ich habe dann von der Oberseite aus das Wachstuch-Innenfach festgenäht – das ist einfacher als wenn du “unsichtbar” nur auf der Rückseite des Innenfachs arbeitest. Außerdem war die Nahtzugabe oberhalb des Reißverschlusses bei mir zu knapp geworden, sodass ich es mir in diesem Schritt einfach gemacht habe. Die Variante “unsichtbar” und zwei weitere Möglichkeiten um Innenfächer zu nähen erkläre ich in meinem Beitrag über drei verschiedene Innenfach-Varianten.
Jetzt fehlt noch etwas für unten. Hier kann man mit Gummiband arbeiten und so einfache Halterungen für Zahnpasta oder eine Bürste nähen – ganz nach dem Vorbild eines Schuletuis. Oder man macht ein einfaches Einsteckfach. Das habe ich hier gemacht: Einfach noch ein Stück Stoff zuschneiden (Breite = Breite der Tasche, Höhe = 2x vorhandene Höhe), falten und mit dem Stoffbruch nach oben zeigend an den Seiten feststeppen.
Nun ist die Tasche schon fast fertig. Lege den Außenstoff mit der schönen Seite nach unten auf den Innenstoff. Ich habe den Außenstoff noch mit zwei Fledermäusen bestickt – so eine Tasche wie diese bietet sich für Stickerei, Plot oder Applizieren an. Spätestens jetzt vor dem Zusammensetzen kannst du den Außenstoff noch bearbeiten.
Die beiden Teile werden nun verstürzt – das heißt, du nähst sie rechts auf rechts zusammen und wendest sie im Anschluss durch die Wendeöffnung, die du an einer Seite lässt – am besten die Seite oberhalb des Einsteckfachs. Nach dem Wenden steckst du die Wendeöffnung ab und steppst rundherum füßchenbreit ab. Die Wendeöffnung wird dadurch gleich mit geschlossen, ohne dass du dich mit dem Matratzenstich aufhalten musst. (Damit schließt man normalerweise von Hand die Wendeöffnung und erhält im besten Fall eine unsichtbare Naht.)
Jetzt bist du eigentlich fertig. Es fehlt noch die Aufhängung. Ursprünglich wollte ich zwei Ösen einschlagen, habe mich aber dagegen entschieden. Warum? Weil man das Wasch-Utensilo aufhängen soll. Meist ist aber nur ein Handtuchhaken da, oder wenn es zwei sind, dann hängen sie nicht in dem exakten Abstand, den ich für meine Ösen brauche. Ein Band von einer zur anderen zu spannen wär auch doof: Dann müsste ich oben noch etwas Festes zur Stabilisierung einnähen. Also lautet die einzige Lösung: Es kommt nur mittig eine Öse!
Beim nächsten Utensilo würde ich das im Schnitt anders berücksichtigen und oben einen kleinen Bogen oder Dreieck machen. Du kannst das natürlich gern so machen! Das ist das Schöne am Nähen: Man verbessert und optimiert immer weiter, bis man seinen perfekten Schnitt gefunden hat ;).
Für die Öse habe ich extra große gewählt, damit man die Tasche direkt an der öse an einen Handtuchhaken hängen kann. Eine Öse dieser Größe schafft die Vario-Zange nicht mehr. Also habe ich mir in Stefans Werkstatt nebenan einen Hammer gesucht und Mjölnir persönlich gefunden. Das Teil ist höllisch schwer – genau richtig für diesen Job!
Zuerst musst du an der gewünschten Stelle ein Loch machen – ich nehme dafür gern eine Lochzange. Das Loch kann kleiner sein als die Öse – wenn es zu groß ist, rutscht die Öse raus. Also lieber ein kleines Loch und die Öse mit Kraft durchstecken. Anschließend wie in der Beschreibung auf der Packung den Ring auf die Öse stecken, gut zielen, Augen zu und hoffen, dass es nicht den Daumen erwischt. Zuletzt ziehst du noch das Stück Paracord durch die Öse und hast damit einen Verschluss für die Tasche. FERTIG!
Variationen und Ideen
Du kannst dein Hänge-Täschchen nach Belieben größer oder kleiner machen und z.B. mithilfe von Gummiband noch weitere Halterungen anzubringen. Du kannst diesen Kulturbeutel auch als Hänge-Utensilo in groß für den Wickeltisch, das Auto, Nähzimmer oder das Badezimmer nähen (letzteres plane ich gerade, weil wir zu wenig Platz haben, bzw. zuviel Zeug für den gegebenen Platz).
Für mehr Ideen zum Nähen für den Urlaub und unterwegs, gefällt Dir vielleicht dieses Buch, die Stiftetasche TIFFY oder auch die kleine Kühltasche?
Sponsored Post: Diese Anleitung ist in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Nähkaufhaus.de entstanden. Vielen Dank! Zum Thema Werbung auf dem Blog schreibe ich mehr auf meiner Transparenzseite.
4 Gedanken zu „Kostenlose Nähanleitung: Einfachen Kulturbeutel nähen“