“Im Nähglück” lautet der Whatsapp-Status einer Freundin von mir. #nähenmachtglücklich ist ein beliebter Hashtag auf Instagram. Dass Nähen glücklich macht, ist eine Behauptung, bei der wohl viele erst einmal spontan nicken. Klar macht Nähen glücklich, das wissen wir alle, die wir gern nähen. Ich will Dein Nähglück jetzt auch nicht trüben, aber so manchmal frage ich mich, ob das wirklich so ist mit dem Glück zu Nähen, speziell mit dem Nähen auf Instagram. Glück kann nämlich auch Probleme machen. Oder sogar unglücklich.
In den heutigenCrafting Linktipps geht’s daher um Nähglück und -unglück und darum, was wir vielleicht alle besser machen können. Außerdem habe ich ein paar Anleitungen für Glücksbringer mitgebracht ;).
Nähglück
Nähen macht glücklich, das unterschreibe ich sofort. Es gibt Forschungen dazu, dass (kreative) Tätigkeiten, bei denen man Zeit und Raum um sich vergisst, sich ganz im Nähen verliert, das Glücksgefühl steigern. In einem meiner letzten Newsletter habe ich über das Nähen und Glückshormone geschrieben: Das schöne Gefühl, ein Werk zu vollenden, oder das schöne Gefühl, eine schwierige Anleitung gemeistert zu haben – Nähen kann auf vielerlei Weise zum persönlichen Wohlbefinden beitragen – Nähglück eben!
Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass Nähen eine der wichtigsten, emotionalen Stützen meines Daseins ist!
Das Gefühl von Glück ist ja immer ein flüchtiges, beim Nähen stellt es sich gern als eine Art “Flow”-Zustand ein. Ähnliches kann man beim Yoga, beim Lesen, beim Musizieren oder anderen kreativen Hobbies erfahren, und deshalb funktioniert die Entspannung beim Nähen auch besser als in der Badewanne, wenn dann doch die Gedanken zu Problemen wandern.
Das Problem, auf das ich hinauswill, beginnt dann nach dem Nähen und mit dem Ins-Internet-Stellen der Nähwerke. Dem beliebten Instagram-Hashtag #nähenmachtflücklich zum Trotz kann Nähen nämlich auch recht unglücklich machen.
Toxisches Glück: Die Happiness-Lüge
“Jeder ist selbst seines Glückes Schmied.”
Sprichwort
Diesen Spruch kennen wir alle. Es ist auch etwas Wahres daran. Ich bin auch der Meinung, dass viele Dinge Einstellungssache sind, und dass man mit einer positiven Lebenseinstellung emotional besser durch bestimmte Lebenssituationen kommt.
Problematisch wird es, wenn wir dann z.B. den Instagramfeed öffnen und wir mit dem inszenierten Glück-Glück-Glück der anderen dauerkonfrontiert werden. Da sitzt jede Naht, die Bilder sind perfekt belichtet, die Likes und die Followerzahlen der anderen erreichen schier unerreichbare Höhen.
Wenn ich mal die letzten 5 Jahre Nähen im Netz Revue passieren lasse, so stelle ich doch fest, dass es insgesamt einen Trend gibt, hin zur Perfektion. Und einen, diese Perfektion darzustellen in immer perfekteren Bilder, mit immer mehr zur Schau gestellten Happiness.
Gleichzeitig wird der Ton in den Kommentaren immer rauer. Wer ab und zu auf Facebook in Nähgruppen unterwegs ist, wird jetzt nicken. Da kommen doch sehr abwertende Kommentare, wenn jemand z.B. sein erstes Nähwerk stolz präsentiert – über die Qualität der Nähte über zum Teil bissige Besserwisserei bis hin zu body shaming ist alles dabei.
So als wäre Nähen und das Zeigen genähter Werke auf Facebook oder Instagram irgendeine Art Contest, bei dem es aber niemals einen Gewinner geben wird, geschweige denn einen Preis!
Das ist natürlich kein Phänomen, das nur den Bereich Nähen betrifft – allgemein haben sich die sozialen Netzwerke recht asozial entwickelt. Pöbeln erntet deutlich mehr Klicks als ich hier mit meinem zaghaften Versuch zu mehr Miteinander.
Versteh mich nicht falsch, ich gebe mir auch viel Mühe mit meinem Instagramfeed, mit dem Nähen, mit meinen Bildern und allem drumherum. Ich bewundere alle, die viel Zeit und Aufwand in ihre Nähwerke und Bilder investieren – ich folge und herze da auch, genauso wie ich versuche, selbst stets noch bessere Nähwerke und Bilder zu machen.
Ich freue mich über jeden Like, Kommentar, jede Erwähnung, mehr Follower usw. Ich auch will niemand dafür verurteilen, dass sie einen schönen Instagramfeed erstellt! Ich denke, die Herausforderung ist, dass man dabei nicht vergisst, wie man mal angefangen hat. Und dass man allen anderen auch zugesteht, dass sie das Nähen lieben und ihre Nähliebe nur mit anderen teilen wollen.
Die Dauerglückshappinessblase auf Instagram wirkt toxisch – übrigens nicht nur im Bereich “Nähen”, sondern überhaupt auf Instagram. In ihrem Buch “Die Happiness-Lüge. Wenn positives Denken toxisch wird.“* entlarvt Anna Maas genau diesen Vorgang, was mir sehr zu denken gegeben hat.
Im Prinzip geht es darum, was eigentlich passiert, wenn man selbst als Glückes Schmied versagt, also übertragen auf Instagram: Wenn Likes und Reichweite ausbleiben.
Dann ist man nämlich Schuld am eigenen Unglück und steht dann recht allein da. Instagram ist eine Plattform, die das sehr verstärken kann – gerade vielleicht bei denen, die emotional nicht so stabil sind. Und das sieht man nunmal keinem Bild, keiner Naht, keinem Profil und keinem Begleittext an.
Es gibt genug Berichte von Selbstmördern, die bis kurz vor ihrem Freitod noch als “vollkommen normal” von ihren Mitmenschen eingestuft wurden. Ich wette, Dir fällt selbst ein Beispiel dazu ein.
An dieser Stelle möchte ich an Dich appellieren – falls Du es nicht sowieso schon tust – dass Du bei Deinem nächsten Besuch auf Instagram und Facebook mehr Herzchen und Likes verteilst, vielleicht auch mal einen Kommentar dalässt, und zwar auch und besonders bei kleinen Profilen und nicht perfekten Bildern.
Und wenn Du selbst das Gefühl hast, Deine genähten Werke seien schlecht, oder Du hast schon doofe Kommentare bekommen oder wünschst Dir mehr Likes, dann stell doch Deinen Instagram-Kanal, Blog oder Facebookseite hier in den Kommentaren vor :). Ich lade Dich außerdem herzlich in mein Nähforum ein, wo ein herzliches Miteinander Grundvoraussetzung ist.
Wir haben jetzt Oktober. Für verdammt viele Menschen beginnt nun eine Zeit des Niedergeschlagenseins. Corona hat psychisch einen ungeheuren Schaden verursacht – dazu gab es schon einige Medienberichte. Da mich selbst im letzten Winter eine depressive Episode sehr umgehauen hat – nachdem es mir über zehn Jahre wirklich gut ging – ist es mir wichtig, dass wir vielleicht alle ein bisschen mehr aufeinander aufpassen. Danke!
Anleitungen, die Glück bringen: Glücksbringer nähen
So, nach dem langen Text gehen wir jetzt mal zum gemütlichen Teil über ;). Passend zum Glücksthema heute habe ich nun abschließend ein paar glückliche und beglückende Anleitungen gefunden, mit denen Du Glücksbringer nähen kannst ;). Viel Spaß damit!
Glücksschwein nähen – eine schöne Nähidee auch für Silvester! Auf den Bildern siehst Du mein Glücksschwein, genäht nach der Nähanleitung!
Kleeblatt häkeln – auch als schöne Applikation z.B. für eine Tasche :).
Crafting Linktipps: Herbst und Halloween
Im Oktober lag der Schwerpunkt der Bloggerwelt auf schaurigen und herbstlichen Ideen.
Fräulein Linka hat einen richtig schönen Tischläufer gequiltet. Auch Karin von I & Du hat einen Halloween-Läufer genäht.
Diesen und viele weitere, geniale Halloween-Projekte findet ihr in Ulrikes Halloween-Bloghop-Linkliste. Gastgeberin der Aktion ist Ulrike von Ulrikes Smaating.
Bei The Inspiring Life habe ich eine schöne Idee für ein gruseliges Türschild entdeckt.
Zum Abschluss habe ich noch zwei Nähideen hinsichtlich Advent und Weihnachten:
Wenn Du selbst einen Adventskalender nähen möchtest, empfehle ich Dir meine 15-Minuten-Säckchen aus einem Stück.
Bist Du auf der Suche nach einem Festkleid für Dich? Dieses hat mir sehr gut gefallen, der Schnitt ist kostenlos.
Damit gebe ich nun ab zum Freutag.
* bei gekennzeichneten Links handelt es sich um Werbelinks, d.h. ich verdiene im Fall eines Verkaufs eine Provision. Dir entstehen keinerlei Mehrkosten. Diese Einnahmen finanzieren die laufenden Kosten dieses Blogs und erlauben mir, weiterhin Freebooks und kostenlose Nähanleitungen zu erstellen. Ich empfehle nur Schnittmuster, Stoffe, Zubehör und Bücher, deren Qualität mich überzeugt hat. Mehr dazu, wie dieser Blog Geld verdient, liest du auf meiner Transparenz-Seite. Danke für deine Unterstützung!
Hallo,ich glaube dass dieses öffentliche Darstellung seines Lebens und die Anonymität des Internets dieses Verhalten sehr verstärkt.Ich glaube früher hätten mich negative Kommentare auch verletzt.Aber da gabs ja noch kein Internet.Heute versuche ich mich gar nicht erst an Perfektion. Ich nähe,stricke häkle und bastle was mir gefällt.Meine Fotos sind eher einfach,da ich dafür gar kein Auge habe.Ich genieße aber schöne Fotos und Anleitungen.Nur wenn alles zu perfekt aussieht, finde ich es eher langweilig. Vielleicht liegt es daran,dass ich einfach in einem Alter bin,in dem ich weiß was mir gut tut und was nicht.
Hallo Elke,
ich finde, das ist eine sehr gesunde Einstellung! 🙂
Mir geht es auch so, dass zu perfekt auch irgendwie langweilig und leblos wirkt. Ich mag Bilder, die eine Geschichte erzählen.
Ganz lieber Gruß,
Sonja
Hallo und guten Morgen Sonja.
Ich finde leider den Link zum Gewinnspiel nicht. Kannst Du mir da helfen?
Recht herzlichen Dank.
Viele liebe Grüße Holger
Hallo Holger,
hier geht es zum Gewinnspiel: https://crafting-cafe.de/koernerkissen-naehen-pilzform/
Lieber Gruß und viel Glück!
Sonja
Ich nähe auch gern, es gibt einige denen es gefällt und manchen nicht aber egal nähen macht mich glücklich. Danke für die unermüdliche Arbeit, die in diesem Blog steckt.
Lg Emma
Vielen Dank, liebe Emma!